Das interkulturelle Gespräch
Der kleinste gemeinsame Nenner als Grundlage ist das Interkulturelle Gespräch.
Vergangene Woche publizierte das Magazin „Fritz und Fränzi“ ein Interview mit Herrn, Dirk Baier, Leiter des Instituts für Delinquenz und Kriminalprävention an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Die publizierten Erkenntnisse erschrecken und rütteln den Leser auf. Häuslicher Gewalt gegenüber Kindern kommt in der Schweiz häufiger vor als erwartet. Betroffen ist die breite Masse, wobei die Aufschlüsselung der Zahlen klar darlegt, dass häusliche Gewalt gegenüber Kindern und Jugendlichen in Familien mit Migrationshintergrund weit häufiger vorkommt als in Schweizer Familien. Genaue Zahlen sind finden sich am Ende des Interviews.
Herr Baier wird nach Handlungsmöglichkeiten gefragt, die zu einer Veränderung führen könnten. Lehrer und Lehrerinnen sollen sensibilisiert werden, so sein Statement. Tatsächlich sind viele Lehrpersonen wie auch Schulsozialarbeiter gut sensibilisiert. Dabei sind Interkulturelle Herausforderungen mannigfaltig. Von der Sensibilisierung hin zu einer effektiven Veränderung in einer konkreten Situation ist viel Fingerspitzengefühl und kommunikatives Geschick gefordert. Wird in einem Fall das Elternhaus auf die Vorkommnisse angesprochen, wird der Umstand bagatellisiert, relativiert oder komplett verleugnet. Verständlicherweise, denn ein Ansprechen dieses Umstandes, Ausübung von Gewalt gegenüber Kindern, wird von den Eltern als Einmischung in interfamiliäre Angelegenheiten oder als beschämend empfunden. Gesichtsverlust und Scham sind keine guten Freunde, um einen Change in der Erziehung zu bewirken. Dieser Umstand alleine ist noch nicht dramatisch. Vielmehr die möglichen erzieherischen Folgen. So kommt es nicht selten vor, dass nach einem solchen Gespräch die Eltern nach Hause gehen und das Kind zur Rede stellen. Unter Androhung weiterer und unendlich schärferen Gewalt wird dem Kind beigebracht, dass familiäre Angelegenheiten nie die eigenen vier Wände zu verlassen habe. Wie also damit umgehen?
Als zweiter Ansatz stellt Herr Baier fest, dass Eltern mit Migrationshintergrund möglicherweise auf der Flucht in ihrer eigenen erzieherischen Biographie traumatisches erlebt haben. Ja, dem ist vermutlich genau so und darin ist der kleinste gemeinsame Nenner verborgen.
- Eltern, egal welcher Herkunft, wollen für ihre Kinder das Beste
- Eltern wollen, dass ihre Kinder ein ebenso gutes oder besseres Leben haben
- Eltern wünschen sich für ihre Kinder eine erfolgreiche Schulkarriere
- Eltern, die Angst erlebt haben, sind sich im Klaren, dass Angst lähmt
Mit diesen vier wenigen Punkten lässt sich ein wunderbares Elterngespräch aufbauen. In diesem Gespräch dreht sich sehr vieles um die Biographie und Wünsche der Eltern. Anstelle von Scham und Gesichtsverlust entwickelt sich Anerkennung und Respekt. Ist Respekt da, kann an die Thematik herangegangen werden. Auch da. Das muss nicht direkt geschehen, sondern jetzt lässt sich wunderbar ausbauen, wie Erziehung sein muss, damit angstfreies Entwickeln möglich ist.
Gewalt ist kein akzeptabler Ansatz; was es braucht, ist ein sensibler, respektvoller Umgang im Gespräch, damit ein Perspektivenwechsel im erzieherischen Handeln vollzogen wird!
Interkulturelle Gespräch sind mit Respekt, Anerkennung und Wertschätzung zu führen – was fraglos eine Randbemerkung ist.